Stolpern, Stehen bleiben, Nach-Denken
Nicht nur am 9. November machen die kleinen Messingvierecke, Stolpersteine, aufmerksam. Seit einer geraumen Zeit, so auch am Jahrestag der Reichspogromnacht, werden sie von Aktiven des Runden Tisch Riehl geputzt. „Glanz statt Hetze“ oder eher „Glanz gegen Rechts“, so der Leitgedanke. Auf dem Bürgersteig vor der Stammheimer Str. 13 kann man vier Namen auf den Stolpersteinen lesen. Vier Namen einer Familie. Juden. Die Mutter sowie drei Töchter wurden deportiert und ermordet. Der Sohn konnte rechtzeitig fliehen. Der Ehemann und Vater war 1938 gestorben. Vor der Stammheimer Str. 22 oder gegenüber steht immer dann Polizei, wenn die Liberale Jüdische Gemeinde ihre Gemeinderäume nutzt. Eine Linie aus der Vergangenheit führt ins Heute. Ausgrenzung, Beleidigungen, Gewalt. Nicht erst seit Halle und den anderen Orten. Neben der Vergegenwärtigung von historischem Wissen, dessen Aneignung steht der aufmerksame Blick in die Gegenwart. Juden sind bedroht, Ausländer, Flüchtlinge. Nicht nur Demokratie und Gesetze sind es, die bedroht werden, die Menschen sind es, die gemeinsame Gesellschaft. Das Putzen der Stolpersteine ermöglicht ein Bewusstwerden, das berühren kann, gar ein Bewusstwerden bis hin zum Handeln.
Jochen Tückmantel
Link zur Wikipedia-Liste der Riehler Stolpersteine mit Kurzbiographien
Link zum Bericht im Kölner Stadt-Anzeiger